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Ämterlotsen als Wegweiser durch den Behördendschungel

Mit Machete den Dschungel durchqueren. Wer jetzt das Bild von einem Abenteuerfilm vor sich hat, ist eventuell gar nicht so weit davon entfernt - in gewissem Sinne.

Einem Abenteuer gleicht es dem ein oder anderen nämlich durchaus, um im Behördendschungel noch den Überblick zu behalten.

In den Sozialberatungsstellen des Caritasverbandes kennt man diese Hürden nur allzu gut. Dies berichtet Frau Steffi Dincher-Puhl, die Leiterin des CBZ (Caritas Beratungszentrums Völklingen) und diplomierte Sozialpädagogin: „Viele Menschen haben große Probleme, sich in unserer Behördenlandschaft zurechtzufinden oder gar die oftmals komplizierte Verwaltungssprache zu verstehen. Vom Wohngeldantrag, Kindergeldzuschlag über Schreiben vom Jobcenter. Man muss sich erst durcharbeiten, was die jeweiligen Behörden denn jetzt eigentlich wollen. Und auch die Digitalisierung mit „Online-Anträgen“ stellt eine weitere Hürde für manche Menschen dar. Ohne Hilfe ist dies für sie gar nicht zu bewerkstelligen. Wenn dann zusätzlich noch Sprachbarrieren bestehen, wird der Weg zum Amt zu einem unüberwindbaren Hindernis. Dabei sind es oft nur Informationen, Auskünfte, Erklärungen oder kleine Hilfestellungen, die den Hilfesuchenden bereits weiterhelfen. Eine weitergehende Beratung ist oft gar nicht notwendig.“

Vor ca. 1,5 Jahren wurde ein Arbeitskreis gegründet von Mitarbeiter*innen der Caritas, der Pastoral und weiteren Einrichtungen im ehemaligen Dekanat Völklingen (jetzt Pastoraler Raum Völklingen), um die Bedarfe der Menschen zu sichten und gemeinsam entsprechende Unterstützungsangebote und Projekte der Diakonischen Kirchenentwicklung zu initiieren. Das erste Projekt ist der Ämterlotse, das sich dem Problem des Behördendschungels widmet und Ideen und Lösungsansätze finden will.

Mit dem neuen Projekt „Ämterlotsen“, das ab Juni 2022 startet, wollen die Initiatoren einen ergänzenden Grundstein für die Beratung legen. Ziel des Projektes ist es, Ehrenamtliche als Multiplikatoren zu gewinnen, die als Tandem zusammenarbeiten. Eine Ehrenamtliche oder ein Ehrenamtlicher kann bei der Sprachvermittlung helfen, der andere Tandempartner ist vertraut mit Amtssprache und deren Prozesse, um wegweisend Hilfestellung zu geben, bei welchen Ämtern was genau gemacht werden muss. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Sozialpädagogen der Caritas, die sich dadurch auf die Beratung der Menschen verstärkt konzentrieren können.

Zwei Teams konnten bereits für das Projekt gewonnen werden:

Als eine Sprachmittlerin fungiert Jihan Bakir, die selbst als Geflüchtete mit ihrer Familie seit 2013 in Deutschland lebt. Die ursprünglich studierte Maschinenbauingenieurin gibt heute Nachhilfeunterricht in Physik, Mathe und Chemie und dolmetscht in arabisch, kurdisch und anderen Sprachen.

Frau Hiba Husein ist erst seit 2020 mit ihren zwei Kindern und dem Ehemann nach Deutschland gekommen. Sie ist gelernte Mechatronikerin und hat im Irak bei einem namhaften Hersteller für Medizintechnik gearbeitet. Sie spricht arabisch, englisch, türkisch, und erlernt die deutsche Sprache, um dem Arbeitsmarkt schnellstmöglich zur Verfügung stehen zu können.

Als Spezialisten für Amtswege konnten Frau Dorothee Schmitt und Herr Gerd Kockler gewonnen werden. Beide befinden sich bereits im Ruhestand und haben ein beachtliches Hintergrundwissen, was den Umgang mit Behörden betrifft.

Frau Schmitt ist Pädagogin und bringt viel Erfahrung bei der Arbeit mit Servicestellen mit. Herr Kockler war selbst für einen Bildungsträger tätig und kennt sich hervorragend mit Leistungsanträgen aus. Ursprünglich aus der Elektrotechnik kommend, hat er in der Informatik gearbeitet und kennt sich mit Online Prozessen sehr gut aus.

Es konnten bereits im Frühjahr zwei Termine stattfinden, im ersten Termin konnten Eckpunkte definiert werden, im Zweiten wurden die Ehrenamtlichen in einer kleinen Schulung auf ihre Aufgabe vorbereitet. Das Projekt wird zu 50% vom Bistum Trier aus dem Fonds für soziale Teilhabe und zu 50% aus dem Topf für soziale Projekte von Saarland-Sporttoto Gmbh finanziert. Die Trägerschaft teilen sich der Pastorale Raum Völklingen und die Caritas.

Die Mischung aus den verschiedenen Expertisen von Ämterlandschaft und Sprachmittlung wird es als offene Sprechstunde im Pfarrhaus St. Eligius in der Innenstadt von Völklingen geben. In Überlegung steht, ob dieses Angebot auch speziell für ukrainische Flüchtlinge ausgeweitet werden kann mit speziell ukrainischen Sprachkenntnissen.